Wenn es um das Thema Netzwerken geht, reagieren viele mit Nervosität. Gedanken wie „Kann ich nicht“, „Noch nie gemacht“ oder „Ich habe kein Netzwerk“ schiessen einem sofort durch den Kopf. Doch oft vergessen wir dabei, dass wir alle bereits über ein Netzwerk verfügen, und zwar oft in Bereichen, die wir gar nicht im Blickfeld haben. Wer wirklich hinschaut, erkennt, dass die Menschen in unserem Umfeld bereits Teil unseres Netzwerks sind. Es sind die Familienmitglieder, unsere Nachbarschaft, die Mitglieder unseres Fussballvereins oder die Teilnehmenden des Yogakurses. Sie alle können eine wertvolle Quelle für persönliche und berufliche Verbindungen sein.
Viele von uns denken, dass Netzwerken ausschliesslich etwas für Geschäftspersonen oder Führungskräfte sei, die Tagungen und Konferenzen besuchen und bei Veranstaltungen ihre Visitenkarten austauschen. Doch Netzwerken muss nicht immer formell und geschäftlich sein. Oft sind es die alltäglichen Begegnungen, die uns wertvolle Kontakte und neue Möglichkeiten eröffnen. Der Coiffeur, mit dem man regelmässig plaudert, die Verkäuferin in unserer Lieblingsbäckerei, die uns seit Jahren kennt, alle diese Menschen kennen oft nicht nur unseren Werdegang, sondern haben auch Kontakte, die für die berufliche Weiterentwicklung nützlich sein könnten.
Netzwerken kann auch einfach das Knüpfen von neuen Beziehungen auf persönlicher Ebene sein. Ein Gespräch mit einer Nachbarin, die vielleicht im gleichen Berufsfeld arbeitet oder einen nützlichen Tipp hat, ist genauso wertvoll wie der Austausch bei einem Branchenanlass. Diese Verbindungen können oft sogar noch schneller zu neuen Chancen führen, da bereits eine persönliche Verbindung besteht.
Ein häufiges Missverständnis ist, dass Netzwerke nur aus Personen bestehen, die im gleichen Berufsfeld tätig sind wie wir. Doch ein gutes Netzwerk setzt sich aus vielen verschiedenen Quellen zusammen. Jeder Mensch, dem wir begegnen, hat unterschiedliche Erfahrungen und Kontakte. So kann der Fussballkollege, den wir regelmässig beim Training treffen, uns wertvolle Einblicke aus einem anderen Bereich geben, der für uns bisher nicht zugänglich war. Die Nachbarin, die in einer anderen Branche arbeitet, könnte uns auf interessante Projekte oder Jobangebote hinweisen, die wir alleine vielleicht nicht gefunden hätten.
Besonders in unserer aktuellen Zeit, in der viele berufliche Entwicklungen nicht mehr über klassische Bewerbungen stattfinden, sondern auch über persönliche Empfehlungen und Beziehungen zustande kommen, wird deutlich, wie wichtig ein solides persönliches Netzwerk ist. Dabei müssen wir man gar nicht immer mit jedem Kontakt in ständigem Austausch sein. Oft reicht es, ab und zu in Verbindung zu bleiben und Interesse an den Aktivitäten und Projekten der anderen zu zeigen. So bleibt man sich gegenseitig im Gedächtnis und kann von wertvollen Gelegenheiten profitieren, sobald sie sich ergeben.
Die wahre Kunst des Netzwerks ist, dass wir es nicht als eine zusätzliche Aufgabe oder als ein „Muss“ ansehen sollten, sondern als eine ganz normale Erweiterung der Beziehungen, die wir bereits führen. Wer aufgeschlossen ist und Interesse an anderen Menschen zeigt, wird feststellen, dass Netzwerken fast automatisch im täglichen Leben passiert. Bei einem Gespräch im Café mit einer alten Schulbekanntschaft oder beim Austausch mit Kollegen oder Freundinnen entstehen oft neue Ideen oder Kontakte, die zu beruflichen Chancen führen können.
Durch die regelmässige Pflege dieser Beziehungen entsteht ein Netzwerk, das nicht nur aus „nützlichen“ Kontakten besteht, sondern auch aus Menschen, mit denen wir tatsächlich eine persönliche Verbindung haben. Es ist das authentische Netzwerken, das am meisten Nutzen bringt, da es auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt basiert.
Noch immer denken viele Menschen, sie hätten kein Netzwerk oder wüssten nicht, wie man es aufbaut. Doch eigentlich ist ihr Netzwerk schon längst da, ohne dass sie es als solches wahrnehmen. Es sind die Menschen, mit denen wir regelmässig zu tun haben, sei es im privaten oder im beruflichen Umfeld. Diese Beziehungen zu pflegen und auszubauen ist nicht kompliziert oder zeitaufwändig. Es geht vielmehr darum, offen und aufmerksam zu sein, ehrliches Interesse an anderen zu zeigen und auf natürliche Weise Beziehungen zu knüpfen.
Wir ermutigen unsere Coachees, das Netzwerken als Teil ihres täglichen Lebens zu betrachten und sich nicht von der Vorstellung eines „formellen“ Netzwerks abschrecken zu lassen. Alle haben bereits ein Netzwerk, es gilt nur, dieses zu erkennen und gezielt zu pflegen. So entstehen wichtige Kontakte, die nicht nur berufliche Chancen eröffnen, sondern auch im persönlichen Leben bereichernd sein können.